Der Robert-Schumann-Preis geht an die Leiterin der Frankfurter Bläserschule
Sie habe gezeigt, „dass es sich lohnt, dran zu bleiben", für das Selbstbewusstsein Heranwachsender leiste die Bläserschule Wichtiges, sagte Edgar Wallach, Vorsitzender der Robert-Schumann-Gesellschaft Frankfurt am Main e.V. gestern Abend in der Sankt Katharinenkirche bei der Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Robert-Schumann-Preises an die Leiterin der Frankfurter Bläserschule, Sunhild Pfeiffer. Gewürdigt wurden mit der Auszeichnung im Rahmen des Neujahrskonzerts der Bläserschule „besondere musikerzieherische Leistungen 2023“. Zahlreiche Jugendliche demonstrierten an dem Abend an Instrumenten aller Art, von Trompete bis Posaune, gemeinsam ihr Können
Verliehen wird der Preis von der Robert-Schumann-Gesellschaft Frankfurt am Main e.V., finanziert wird er überwiegend durch großzügige Förderungen der Dr. Marschner Stiftung und der Polytechnischen Gesellschaft in Frankfurt am Main. „Mit großem Engagement habe Sunhild Pfeiffer die Frankfurter Bläserschule zu einer weit über die Mainmetropole bekannten und beliebten Institution entwickelt“, heißt es in der Würdigung. Pfeiffer hob in ihrer Rede hervor, dass es sich um musikalische Ökumene handelt. Eine Reihe an Projekten der Bläserschule, die ihren Sitz beim Evangelischen Stadtdekanat hat, werden zusammen mit der katholischen Domsingschule angegangen.
Kennzeichen der Bläserschule ist die Ensemblearbeit, derzeit bilden 63 Schüler im Alter von neun bis 20 Jahren 13 Ensembles, regelmäßig treten sie bei Konzerten auf, wirken in Gottesdiensten mit, sorgen bei Veranstaltungen für einen musikalischen Rahmen. Auf 110 Auftritte kamen die Ensembles der Bläserschule 2023. Vielen und nicht nur kirchlichen Veranstaltungen habe die Bläserschule schon Glanz verliehen, schreibt die Robert-Schumann-Gesellschaft. Zum Beispiel traten junge Musizierende bei einer Gedenkfeier im Kaisersaal auf, die an den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erinnerte, sie wirkten mit beim Gedenken an die Reichspogromnacht. Bei Veranstaltungen für Obdachlose und Arme in Sankt Katharinen erfreuten die Bläserinnen und Bläser. Sunhild Pfeiffer sei stets bemüht, „den Kindern und Jugendlichen durch die Auswahl der Projekte und Auftritte, lebensnahe Sozialkunde‘ zu vermitteln und damit das geschichtliche Bewusstsein zu schärfen“, heißt es in der Mitteilung der Gesellschaft zu der Preisverleihung.
Eine Pädagogin mit Passion und Lebensfreude
„Mein berufliches Lebensglück“, nennt die 64 Jahre alte Musikpädagogin Sunhild Pfeiffer die Bläserschule. Aufgewachsen unweit von Limburg kam sie im dortigen Dom als Zuhörerin mit Musik in Kontakt. Eigene Instrumentalerfahrung sammelt Pfeiffer „im Blasverein im Dorf“.
In Mainz absolvierte sie ihre instrumental-pädagogische Ausbildung, die künstlerische an der Frankfurter Musikhochschule. Schon früh fing Sunhild Pfeiffer an zu lehren, von der Frankfurter Musikschule, wo sie lange tätig war und Jugendliche in die Musik einführte, wechselte Pfeiffer als Gründungsdirektorin zur Bläserschule. „Ich unterrichte mit Leib und Seele“, sagt sie – ein Statement, das man der passionierten Köchin und Patissière, die auch ein großer Sinn für Farben kennzeichnet, abnimmt, wenn sie strahlend ihre Leidenschaft für den Beruf bekennt.
Viel Spaß hat sie an den Namen, die die jugendlichen Ensembles sich geben, „Blech gehabt“ ist ihr Favorit, gut gefällt Pfeiffer auch „Brass FOURCE“ für ein Quartett. Preisträger:innen für Jugend musiziert sind in der Bläserschule schon zahlreiche herangereift, auch Berufsmusiker. Ein Hornist aus dem Gründungsjahrgang arbeite nun professionell in einem Orchester in Hannover, ein Posaunist habe beim ORF in Wien eine Anstellung gefunden, erzählt Pfeiffer.
Nicht nur die Robert-Schumann-Gesellschaft hat Gefallen gefunden an der Arbeit dieser bundesweit einzigartigen Einrichtung. Auch das Papgageno-Musiktheater war schon Kooperationspartner, neu kam 2023 die Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst hinzu, die Pfeiffer sehr erfreut.
Mit Stadtführer Christian Setzepfandt stellte sie eine Führung zusammen auf den Spuren Frankfurter Musiker und Komponisten. Ein einmaliges „Bonbon“ vor allem für die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Angehörigen in der auslaufenden Coronazeit.
Während der Pandemie ließen die Jugendlichen nicht ab, probten auf Abstand in Kirchen mit hohen Decken, an der frischen Luft. Bewohner:innen von Altenwohnheimen kamen regelmäßig in den Genuss von Auftritten.
Mit dem Preisgeld will die Bläserschulleiterin auch wieder ihren Schülerinnen und Schülern eine Freude machen. Selbst begeisterte, Reisende plant sie eine Musikfreizeit und Konzertreise mit den Jugendlichen an den Lago Maggiore – mit Probenzeiten, aber auch „mit gutem Essen und Party“.
Ein Interview mit Sunhild Pfeiffer finden Sie hier.
Zur Robert-Schumann-Gesellschaft
Die Robert-Schumann-Gesellschaft Frankfurt am Main e.V. wurde am 6. Juli 1956 gegründet und ist damit die älteste Robert-Schumann-Gesellschaft in Deutschland. Ziel der Gesellschaft ist es, im Sinne von Robert Schumann die Musik zu pflegen, das Verständnis von Musik zu fördern und die Liebe zur Musik zu wecken. Wichtig ist ihr dabei die Förderung junger Künstler. Die Gesellschaft veranstaltet alljährlich sechs öffentliche Kammermusikkonzerte in den Monaten Oktober bis April in der Villa Bonn, Siesmayerstraße 12, Westend. Das große Treppenhaus dieser alten Bankiersvilla vermittelt den äußeren Rahmen eines Salonkonzertes, wie es zu Zeiten Robert und Clara Schumanns besonders beliebt war.
Mit dem Schumann-Preis für besondere musikerzieherische Leistungen greift die Gesellschaft einen Aspekt in Robert Schumanns Schaffen auf, nämlich die Musikerziehung von Kindern und Jugendlichen. Das „Album für die Jugend“, mit dem Robert Schumann die Spielfreude von Kindern am Klavierspiel fördern wollte, ist das bekannteste Beispiel. Der Schumann-Preis für besondere musikerzieherische Leistungen wird von der Robert-Schumann-Gesellschaft Frankfurt am Main e.V. an Personen oder Institutionen verliehen, die auf dem Gebiet der Musikerziehung von Kindern, Jugendlichen oder Studierenden in Frankfurt am Main besondere Verdienste erworben haben. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird überwiegend durch großzügige Förderungen der Dr. Marschner Stiftung und der Stiftung Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt am Main finanziert. Die Robert-Schumann-Gesellschaft Frankfurt am Main vergibt diesen Preis seit 2012 nunmehr zum sechsten Mal.