Denk mal
Dunkles Parkett, hohe Fenster und großzügige Seminarräume kennzeichnen die neue Evangelische Akademie am Römerberg. Wo genau? „Neben dem Bärchenladen“, pflegen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sagen, wenn es jemand genauer wissen will. Einen „Denkraum“ hat die Evangelische Kirche hier geschaffen, im architektonischen wie im intellektuellen Sinne. Denn Denken hilft. Gemeinsames Nachdenken noch viel mehr. Das gilt besonders für Demokratien, die vom Austausch kontroverser Ideen leben.
Es passt also, dass die neue Reihe für junge Menschen genau so betitelt ist: „Denkräume“. In drei Veranstaltungen geht es ans Eingemachte der Demokratie im Jahr 2018. Nationalismus in Europa, Hate Speech im Internet, Gerechtigkeit und Teilhabe. Zu den „Denkräumen“ lädt die Junge Akademie ein – 25 Stipendiatinnen und Stipendiaten, die teils noch studieren, teils schon im Beruf stehen. Unter dem Titel „Neustart! – Demokratie“ haben sie sich in diesem Jahr auf den Weg gemacht, gemeinsam Ideen zu entwickeln und eigene Projekte umzusetzen. Ansprechen möchten sie ein junges Publikum. Und das scheint immer besser zu gelingen. Die Beteiligten haben ganz unterschiedliche Biografien, nicht nur Akademiker sind darunter: Die Junge Akademie vernetzt die Theologiestudentin mit dem Künstler, die junge Juristin mit dem syrischen Physikstudenten, die Handwerkerin mit dem Absolventen, der sich noch umschaut nach dem passenden Beruf.
„Demokratie und die Digitale Revolution“ hieß es zum Auftakt der Reihe im April. Denn die Digitalisierung nimmt Einzug in alle Bereiche des modernen Lebens. Welche Einflüsse haben die damit verbundenen Prozesse auf Demokratie und politische Partizipation? Welche neuen Impulse können aus dem Netz für demokratische Prozesse gewonnen werden? Oder auch nicht?
„Es kamen mehr Besucherinnen und Besucher, als wir erwartet hatten“, sagt Studienleiterin Hanna-Lena Neuser. Es seien auch zwei Schulklassen aus dem Rhein-Main-Gebiet mit ihren Lehrern gekommen, das freue sie besonders. „Wir werden offenbar an Schulen und Unis immer bekannter.“ Die Diskussion sei hochaktuell gewesen. „Es kristallisierte sich heraus, dass das Internet womöglich nicht das demokratische Instrument ist, für das es noch vor einigen Jahren gehalten wurde.“ Die Sozialen Medien seien ein Spiegel der Gesellschaft und folgten nicht unbedingt einer eigenen Logik. Die rohe Sprache vieler Kommentare sei etwas, das auch in anderen Bereichen vorhanden sei. Ein Thema, das die Akademie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sicher weiter beschäftigen wird.
Die kommenden Veranstaltungen der Reihe „Denkräume“ in der Evangelischen Akademie am Frankfurter Römerberg finden am Dienstag, 15. Mai, und am Donnerstag, 14. Juni, statt. Sie dauern jeweils von 19 bis 21 Uhr.
„Wohin steuert Europa?“ fragt die Junge Akademie am 15. Mai und lädt zur Podiumsdiskussion „Populismus und Nationalismus als Herausforderung des Europäischen Projektes“ ein. Referentinnen und Referenten sind Florian Hartleb Politikberater und Autor aus Tallin, die niederländische Journalistin Erica Meijers und Gábor Schein, Schriftsteller, Literaturhistoriker und Publizist von der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest.
Um das große Thema Gerechtigkeit geht es am 14. Juni. Es referieren Jay Crutchley vom The Beatfreeks Collecti ve aus Birmingham, der Professor Christian Hagist vom Lehrstuhl für generationenübergreifende Wirtschaftspolitik an der WHU Vallendar, Wilfried Knappvom Vorstand der Diakonie Hessen und Janine Wissler, die Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke in Hessen.
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