Daran ändert Corona nichts: Fröhliche Weihnacht, überall!
„Fröhliche Weihnacht überall, tönet durch die Lüfte froher Schall!“ Wie viel Sarkasmus erfordert es dieser Tage, um in dies Lied einzustimmen? – Fröhliche Weihnacht? Von wegen! Was bleibt von der beschworenen Fröhlichkeit, wenn alles wegfällt, was Freude macht? Wo sind sie, die großen Familienrunden, das Gänseessen der betrieblichen Weihnachtsfeiern, die Konzerte von flötenden Kindern, der Nikolaus, die Advents-Chöre? Gestrichen. Selbst am Heiligen Abend bleiben die meisten Kirchentüren zu.
Kein Wunder, wenn Vorsicht in Angst umschlägt, Distanzhalten in Vereinsamung. Und es leiden ja nicht nur die verwitweten Alten, denen Ansprache und Begegnungen fehlen. Da gibt es Jugendliche, die ohne ihre Freunde seelisch in ein Loch fallen. Menschen, die Existenzangst haben, weil ihre Arbeitsstelle in Gefahr ist. Nein, fröhlich geht anders.
Dunkel ist es, wo die Lichter des vorweihnachtlichen Rummels verlöscht sind. Dunkel war es auch bei den Hirten auf den Feldern vor Bethlehem. Aber es blieb nicht dunkel. Ein Engel kam und sprach: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“
Wir wissen nicht, was uns die kommenden Monate bringen. Wie viele Menschen sich infizieren, wie viele sterben, wie unsere Wirtschaft, die Bildung unserer Kinder, wie unsere Demokratie durch diese Krise kommen. Aber wir hören den Ruf: „Fürchtet euch nicht!“
Wir hören ihn nicht aus dem Mund eines Cheerleaders der Nation, der über das Leid gleichgültig hinwegsieht oder es kleinredet. Wir hören ihn vom Engel Gottes, der uns verheißt: Gott scheut auch vor Corona nicht zurück. Gott wird uns durch diese Krise begleiten. Jeden Einzelnen und jede Einzelne von uns.
Wie genau das geschehen wird, wissen wir nicht. Vielleicht werden hinterher Menschen davon berichten, wie sie dies erfahren durften. Wenn Nachbarn sie umsorgt haben. Wie sie neuen Mut bekamen durch das Beten. Wie Musik sie aus ihren düsteren Gedankenkreisen gerissen hat. Ich wünsche mir, dass diese Hoffnung aus allen Ritzen unserer Kirchen dringt, hinaus auf die Straßen, hinein in die Wohnungen: „Fürchtet euch nicht!“ Dass wir uns gegenseitig daran erinnern, auf Weihnachtskarten, in E-Mails und bei Anrufen: „Habt keine Angst! Gott findet einen Weg zu uns. Gott ist schon da. Fröhliche Weihnacht, überall!“