Dabei sein: Für mehr Präsenz von Medienschaffenden mit Migrationsbiografien
„Chancen unseres Gemeinwesens können besonders gut von Menschen erklärt werden, die sie erfolgreich nutzen. Gesellschaftlich, sozial, politisch. Daher engagieren wir uns explizit dafür, diese Erfahrungen über Chancen und Anerkennung von Menschen mit Migrationshintergrund stärker zu beachten“ – von diesem Standpunkt gehen die Macherinnen und Macher des Projektes „Ich bin dabei“ aus, das gestern Abend im Frankfurter Presseclub vorgestellt wurde. Zu den Förderernden der Aktion, die den Untertitel „Partizipation-Integration-Miteinander" trägt, zählen die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach, das Bundesprogramm „Demokratie leben“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie das Landesprogramm „Hessen. Aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“.
Susanna Faust Kallenberg, Pfarrerin für Interreligiösen Dialog im Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach, ist mit von der Partie und verfolgt dabei das Ziel, dass die Menschen hier und anderswo „es aushalten können, dass der andere anders ist“. Für Menschen mit und ohne Religion solle ein Miteinander von Toleranz und Offenheit selbstverständlich sein, so Faust Kallenberg.
Jana Sauer, Vorsitzende des Frankfurter Presseclubs, begrüßte die Anwesenden bei der Präsentation am Montagabend. Die Machtübernahe durch die Taliban in Afghanistan mache das Thema „Flucht“ noch einmal präsenter. „Flucht“ sei ein wichtiger Aspekt der Zuwanderungsgesellschaft, die Initiative „Ich bin dabei“ adressiere Migration jedoch umfassend, so die Journalistin.
Wo einst, wenn es um Migrationsbiographien ging, oft der Begriff „Gastarbeiter“ im Raum stand, wird heute nicht selten „Flucht“ damit assoziiert. Genau zu beschreiben, Klischees zu vermeiden, keine Pauschalierungen vorzunehmen, ist ein zentrales Anliegen der Initatior:innen, die unter anderem eine Veranstaltungsreihe in diesem Herbst dafür nutzen wollen. In Form von Videos, Texten, im Netz und anderswo wollen sie den Slogan des Projekts „Ich bin dabei“ in seiner Doppelbedeutung – zum einen „ich bin hier“, zum anderen „ich mache mit“ – konkretisieren. In den kommenden Wochen wird rund um die Bundestagswahl an einigen Abenden Politisches im Mittelpunkt stehen, für 2022 ist vorgesehen, Themen rund um Migration und Integration unter dem Aspekt „Anerkennung“ zu vertiefen.
Der Ort der Präsentation von „Ich bin dabei“, der Frankfurter Presseclub, war nicht zufällig gewählt, zum einen geht es oftmals um „Wording“, um differenzierte Wortwahl, zum anderen sind viele der Beteiligten Journalist:in, oftmals gepaart mit zivilgesellschaftlichem Engagement. Zu dem Team zählen beispielsweise der Journalist und Integrationsexperte (EBIK) Erhard Brunn, die Journalistin und Expertin für nachhaltige Entwicklung Feyza Morgül sowie die in Korea geborene Journalistin Eun Hi Yi, die zudem als Dolmetscherin arbeitet und Vorsitzende von Punggyeong Weltkulturen e.V. ist. Feyza Morgül engagiert sich bei Transition Town Frankfurt, einer Initiative, die sich dem Wandel zu mehr Verantwortung für die Umwelt im Sinne von Natur verschrieben hat, aber auch mit Blick auf die Menschen die einen umgeben – hier und an anderen Enden der Welt. Transition Town Frankfurt ist Träger von „Ich bin dabei“.
Die nächsten Veranstaltungen der Initiative „Ich bin dabei“ sind:
Mittwoch 25. August, 19-21 Uhr: Wechselseitige Integration als Prozess des Austausches? Mit: Virgina Wangare-Greiner (Vorsitzende von MAISHA – Afrikanische Frauen in Deutschland e.V.) und Jumas Medoff (Vorsitzender der Kommunalen Ausländervertretung Frankfurts): Der in der Türkei geborene Sozialwissenschaftler und Journalist Irfan Ergi wird „Ich bin dabei“ vertreten. Die Moderation liegt bei Pasteur Fidèle Mushidi von der Französisch-reformierten Gemeinde. Die Veranstaltung findet statt in der Evangelische Französisch-reformierten Gemeinde, Eschersheimer Landstraße 3, Frankfurt-Dornbusch.
Am Donnerstag, 16. September, 19 Uhr, geht es um „Integration & der Einstieg in die Frankfurter Arbeitswelt“: Susanne Haus (Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt / Rhein-Main), Claudia Czernohorsky-Grüneberg (Geschäftsführerin des Jobcenters Frankfurt), Ferhat Altan (Landesfachbereichssekretär im Fachbereich Medien, Kunst und Industrie / Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saarland) und Susanna Zastrau (House of Resources Rhein-Main) tauschen ihre Erfahrungen aus. Die Moderation liegt bei Amer Saikali (Vorstand im Landesverband Syrischer Akademiker in Rheinland-Pfalz). Eingeladen wird an diesem Abend in das DGB-Haus, Zugang über Haus B, Wilhelm-Leuschner-Straße 69-73, Frankfurt-Innenstadt.
Tags darauf, am Freitag 17. September, geht es im Haus am Dom, Domplatz 3, Innenstadt, um 19. 30 Uhr um das Thema „Ich bin dabei – Vielfalt in der Kommunalpolitik? Frankfurter Politiker verschiedener Parteien mit Migrationshintergrund im Gespräch“. Bei dieser Veranstaltung tritt auch der interkulturelle Daruna-Chor auf, der seit 2019 in der Evangelischen Hoffnungsgemeinde probt.
Weitere Termine und Informationen auf der Website von „Ich bin dabei"