Aus zwei mach eins: Die evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach ist ein Dekanat
Derzeit gibt es 56 Gemeinden in Frankfurt, elf in Offenbach, zusammen werden somit im neuen Jahr 67 Gemeinden zum Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach gehören. Diese Zahl beinhaltet nicht die beiden reformierten Gemeinden Frankfurts. Die Zahl der Mitglieder der evangelischen Kirche wurde zuletzt im August 2018 erhoben, demnach gibt es – auch wieder ohne die Reformierten - in Frankfurt 117.993 Evangelische, in Offenbach 18.665 Evangelische. Bezieht man die 2.000 Mitglieder der reformierten Gemeinden ein, kann von gut 138.500 Protestanten in Frankfurt und Offenbach gesprochen werden.
Ursula Schoen, Prodekanin für Frankfurt Süd-Ost, wird im neuen Jahr ihren Einzugsbereich um die Offenbacher Gemeinden erweitern. Zugleich hat sie die Zuständigkeit für einige Frankfurter Gemeinden an ihren Kollegen Prodekan Holger Kamlah abgegeben, der verantwortlich ist für den Bereich Nord-West in Frankfurt. Für den Alltag der Offenbacher und Frankfurter Kirchengemeinden ändert sich erst einmal nicht viel. Bei den Sitzungen der Synode, in den Ausschüssen, treffen die Delegierten der Frankfurter Gemeinden im neuen Jahr jedoch im Dominikanerkloster auf neue Kirchenparlaments- und Gremienmitglieder – aus Offenbach. Aus diesen Begegnungen werden sich Kooperationen ergeben, zuallererst sicher auch in den angrenzenden Stadtteilen. Die erste Tagung der neuen Synode/Regionalversammlung findet am 26. Januar 2019 im Dominikanerkloster statt. Alle Offenbacher Gemeinden werden dort mit Sitz und Stimme vertreten sein.
Stadtweite und städteübergreifende Arbeit
Hinsichtlich stadtweiter Stellen, etwa im Bereich gesellschaftliche Verantwortung, Ökumene oder auch interreligiöser Dialog, bedeutet das Zusammengehen größere Ressourcen. „In Offenbach war die Basis für stadtweite, auf die Stadtgesellschaft bezogene ,übergemeindliche‘ Arbeit aufgrund der relativ geringen Mitgliederzahl bisher unzureichend“, sagt Pfarrer Dr. Achim Knecht, aktuell evangelischer Stadtdekan in Frankfurt, ab dem 1. Januar 2019 evangelischer Stadtdekan Frankfurt und Offenbach.
Es wird im neuen Jahr einen Vorstand geben, auch die sozialdiakonische Arbeit der evangelischen Kirche in beiden Städten wird zusammengeführt. Die Verwaltung der Liegenschaften, die Verantwortung von Baumaßnahmen, wird von dem Evangelischen Regionalverband Frankfurt und Offenbach übernommen. Dies soll Synergieeffekte nach sich ziehen. „Stadtdekanat und Verband stehen für eine gemeinsame kirchliche Identität, die jedoch die je eigene städtische Identität nicht verdecken soll“, sichert Stadtdekan Knecht zu.
Niemand verliert seine Stelle
Ursprung des Zusammengehens ist die im November 2013 von der Landessynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau angesetzte Neuordnung der Dekanate im EKHN-Gebiet, die unter anderem die Auflösung des Dekanats Offenbach vorsah. „Wichtig ist es uns, dass diesem Beschluss ein Prozess des Annäherns folgte und der Verabredungen, wie das Zusammengehen erfolgen soll“, so Achim Knecht. Viele Sitzungen fanden in Offenbach und Frankfurt statt, beispielsweise galt es Grundstücksfragen zu klären, Finanzielles zu regeln, neue Strukturen zu bilden. Wichtig war sicher die Botschaft, dass mit dem Zusammengehen niemand seine Stelle verliert.
Vertrautes aufzugeben sorgt für Wehmut, aber es gibt auch Vorfreude auf vereintes Handeln, hinzu kommt ein „Pioniergefühl“. In punkto Wirtschaft, Wohnen, aber auch Kultur gibt es längst ein Pendeln zwischen beiden Städten. Als Institution mit den Gemeinden einen neuen Weg zu gehen, „darauf freuen wir uns – und da kann ich Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen Kirche beider Städte einbeziehen“, sagt Knecht. Dass es so manchen Ulk zu dem Verhältnis beider Städte gebe, habe im Übrigen nicht geschadet bei den Verhandlungen, sagt Achim Knecht, zukünftig Stadtdekan für Frankfurt und Offenbach.
Wichtig sei aber, die in Frankfurt und Offenbach vergleichbare Arbeit der evangelischen Kirche für die Menschen in beiden Städten in den Vordergrund zu stellen.