Advent ist eine Zeit der Hoffnung und der Musik
„Ich wünsche ein gutes neues Jahr“ – für die meisten klingt das am 1. Dezember sehr frühzeitig. Doch genau damit hat der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, gestern sein Grußwort in der Heiliggeistkirche am Dominikanerkloster eingeleitet – denn mit dem ersten Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Aus diesem Anlass lädt die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach traditionell in ihren Stammsitz, das Dominikanerkloster und die angrenzende Heiliggeistkirche, Vertreterinnen und Vertreter aus Gesellschaft, Kirche und Politik ein.
Für Volker Jung war es auch ein Abschied. Ende des Jahres tritt er in den Ruhestand. Frankfurt sei er in den 16 Jahren seiner Amtsausübung stets eng verbunden gewesen, sagte de 64-Jährige. Nicht nur weil die Landessynode hier tagt. Wie in den Jahren zuvor predigte er am Vormittag des ersten Advents in der Sankt Katharinenkirche an der Hauptwache. Über das traditionelle Lied zum ersten Advent „Macht hoch die Tür“ sprach er in dem Innenstadt-Gotteshaus und bei dem Empfang in der Heiliggeistkirche.
„Wer ist der, der hier einzieht“, sei die Frage, äußerte Jung in seinem Grußwort. Wie steht es um Sanftmütigkeit und Gerechtigkeit beispielsweise – zwei Begriffe des Liedtextes. Nicht zufällig ging es ihm um ein Lied: Das 2024 begangene Jubiläum „500 Jahre Gesangbuch“ war Fokus des festlichen Beisammenseins. Jung, auch der Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach, Holger Kamlah, und Präses Irmela von Schenck, nahmen in ihren Reden Bezug auf Musik des Protestantismus.
Stadtdekan Kamlah griff in seiner Ansprache das Lied „Wie soll ich dich empfangen“ auf. Vor acht Jahren habe er für eine Freundin, deren Mann sich getrennt hatte, in der Adventszeit eine Andacht mit Segen in der Heiliggeistkirche gehalten. „Ich lag in schweren Banden“ – eine Zeile wie diese klinge in solch einer Situation anders, so Kamlah. Doch das Lied von der Ankunft Jesu enthalte auch sehr viel Tröstendes. An anderer Stelle sagte der Stadtdekan und Regionalverbandsvorsitzende, Menschen könnten nicht gewiss sein, aber sich etwas wünschen. Und er äußerte: Die Stimme zu erheben, gebe Kraft, Singen vertreibe die Angst.
Der scheidende EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung nutzte den Empfang zudem für einen Rückblick auf das hiesige kirchliche Geschehen während seiner Amtszeit. Dass Frankfurt vor fünf Jahren mit Offenbach unter einem Stadtdekanats- und Regionalverbandsdach zusammengegangen sei, halte er für vorbildlich, sagte Jung. Es zeige, „dass man sich bewegen kann“. Fünf Jahre zuvor, die Bildung eines Stadtdekanats aus vier Teilen in Frankfurt, sei ein Stück harte Arbeit gewesen, aber er halte es für gelungen, befand der EKHN-Kirchenpräsident.
„Großartig“ sei, wie sich in Frankfurt Mitglieder- und Gemeinwesenorientierung verbänden, Gemeindliches und Übergemeindliches. Jung lobte auch die Ökumene vor Ort. Schmerzlich sei, dass der Ökumenische Kirchentag, der eigentlich Gäste aus dem ganzen Land nach Frankfurt hätte ziehen sollen, 2021 nur in digitaler Form stattfand. Zum Gelungenen zählte Jung in seinem Resumee die Entstehung der Evangelischen Akademie auf dem Römerberg: „ein markanter Ort“.
Zu den Gästen, die an dem Empfang teilnahmen, gehörten Claudia Korenke, stellvertretende Frankfurter Stadtverordnetenvorsteherin, der frühere Frankfurter Kirchendezernent Uwe Becker, heute Staatssekretär in Wiesbaden, beide CDU, der SPD-Landtagsabgeordnete Turgut Yüksel, Philipp Jacks, DGB-Geschäftsführer Frankfurt-Rhein-Main. Michael Thurn aus dem Leitungsduo der katholischen Stadtkirche war zu Gast, der Frankfurter Dompfarrer Johannes zu Eltz, der leitende katholische Pfarrer von Offenbach, Andreas Puckel. Petra Kunik, Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Frankfurt nahm teil.
Sie alle konnten sich, dem Fokus entsprechend, auch an Musikalischem erfreuen. Der Komponist Claus Kühnl hatte anlässlich des Empfangs eigens zwei Uraufführungen geschaffen. Rahel Luserke, Sopran, und Dominik Herrmann, Bass, boten, begleitet von Ruta Rudvalyte am Klavier, seine Paraphrasen zu „O Heiland reiß die Himmel auf“ und „Veni, veni Emmanuel!“ dar. EKHN-Landeskirchenmusikdirektor Stefan Küchler gab nicht nur einen geschichtlichen Abriss zu „500 Jahre Gesangbuch“, sondern animierte die anwesenden Gäste des Empfangs auch zu einem vielstimmigen „Wie soll ich dich empfangen“. Frank Hoffmann an der Orgel und das Ensemble „BrassFOURce“ der Frankfurter Bläserschule wirkten mit an dem musikalischen Rahmen des Abends.
Die oberste Ehrenamtliche der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach, Präses Irmela von Schenck, wies darauf hin, dass ein Haus der Jugendkirchenmusik in Planung ist, eine Reihe an Kooperationspartnern beteiligen sich daran, dazu zählen das Land, die Stadt, evangelische und katholische Kirche und der Verein Frankfurter Jugendkirchenmusik e.V. Eine wichtige Basis sei das, um Zukünftiges zu schultern, so von Schenck.
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