„Eltern und Großeltern sollten Zuständigkeiten genau absprechen“
Anders als früher sind Großeltern heute oft noch aktiv und
haben selbst viele Pläne. Umso wichtiger sind klare Absprachen darüber, wie oft
und wie lange sie Zeit mit den Enkeln verbringen. Das hängt natürlich auch
davon ab, wie weit entfernt sie wohnen. „Großeltern sollten sich in jedem Fall
klarmachen, dass die Erziehungsverantwortung bei den Eltern liegt. Daran
sollten sie sich orientieren“, rät Sozialpädagogin Anne Gerhardt von der
evangelischen Familien- und Erziehungsberatung im Haus am Weißen Stein in
Eschersheim.
Nicht selten haben die Generationen unterschiedliche Auffassungen in Erziehungs- und Gesundheitsfragen. Etwa, wenn es ums Stillen, ums Impfen oder gesunde Ernährung geht. Oder darüber, wie man mit Kindern in Trotzphasen und später in der Pubertät umgehen sollte. „Kinder schreien lassen, weil das angeblich die Lungen stärken soll, ist out“, sagt die Erziehungsberaterin. Die mittlere Generation sollte wiederum akzeptieren, dass ihre Kinder eine eigene Beziehung zu ihren Großeltern aufbauen, und Eifersüchteleien vermeiden.
Wenn es nur ein oder zwei Enkelkinder gibt, ist es auch nicht klug, wenn Großeltern mütter- und väterlicherseits sich um sie streiten. Das kann besonders dann schwierig werden, wenn Eltern sich scheiden lassen. Oft leben die Kinder dann bei der Mutter und vermissen die Großeltern väterlicherseits. „Gerade in der Trennungsphase können Großeltern aber ein Stabilitätsfaktor für Enkel sein.“
Sie rät dazu, den Kontakt zu den „anderen“ Großeltern auch im Trennungsfall nicht abbrechen zu lassen. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Großeltern nicht Partei ergreifen oder versuchen, die Enkel in Bezug zu Mutter oder Vater zu beeinflussen. Im Gegenteil: „Gerade in so einer schwierigen Zeit sollten Großeltern versuchen, ausgleichend zu wirken“, sagt Anne Gerhardt. „Auf diese Weise bleibt der Kontakt zu den Enkeln auch am besten erhalten.“
Wenn die leiblichen Großeltern nicht mehr leben oder zu weit weg wohnen, ist es übrigens auch möglich, über das Internet eine Oma oder einen Opa für einen geringen Stundenlohn zu „leihen“. Leihomas oder -opas müssen Kinder natürlich mögen und am besten Erfahrungen mit dieser Altersgruppe haben. Außerdem sollten sie eine gewisse körperliche Fitness mitbringen und zeitlich flexibel und verlässlich sein. Auch hier gilt, dass Aufgaben und Zuständigkeiten genau abgesprochen werden müssen. Bei allen Stolpersteinen sei es wichtig, direkt miteinander zu reden und nicht „hintenrum“.
Aktiven Großeltern sei zu raten, eine gewisse Toleranz an den Tag zu legen und es über unterschiedliche Auffassungen nicht zum ernsthaften Streit kommen zu lassen, sagt Anne Gerhardt. Und sollten die Probleme doch mal unlösbar erscheinen, hilft eine der 14 Familienberatungsstellen weiter, die es in Frankfurt gibt. Zwei davon sind in evangelischer Trägerschaft, eine in Höchst (Telefon 069 759367210) und eine in Eschersheim (Telefon 069 5302222).
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