Bücher zum Thema Einsamkeit
Johann Hinrich Claussen, Ulrich Lilie: Für sich sein. Ein Atlas der Einsamkeiten, C.H.Beck 2021, 248 Seiten, 18 Euro.
Eine Art Kulturgeschichte der Einsamkeit aus evangelischer Sicht haben der Kulturbeauftragte der EKD und der Präsident der Diakonie Deutschlands geschrieben. Sie warnen davor, das Problem der Einsamkeit nur aufs Internet und die „heutigen Zeiten“ zu schieben, und beschreiben vielfältige Aspekte des Themas mit Beispielen aus Literatur, Kunst, Wissenschaft und Religion. Sie erklären, welche individuellen Prägungen und sozialen Umstände dazu führen, dass Menschen so unterschiedlich mit Einsamkeit klarkommen, und zeigen Wege, was man tun kann, um aus unfreiwilligem Alleinsein wieder herauszukommen.
Diana Kinnert: Die neue Einsamkeit. Und wie wir sie als Gesellschaft überwinden. Hoffmann und Campe 2021, 448 Seiten, 22 Euro.
Die CDU-Politikberaterin und Publizistin glaubt, dass Digitalisierung und Globalisierung das Problem der Einsamkeit vergrößert und verändert haben und hält sie sogar für eine „Epidemie“, die Gesellschaften zersplittern lässt. Kinnert geht dabei von ihren eigenen Erfahrungen als 1991 Geborene aus, die mit sozialen Medien und Unverbindlichkeit in Beziehungen aufgewachsen ist. Das unterfüttert sie aber mit zahlreichen Studien und Statistiken. Ihre Analyse ist streckenweise etwas übertrieben dramatisierend, aber trotzdem ein wertvoller und materialreicher Fundus zum Thema.
Martin Hecht: Die Einsamkeit des modernen Menschen. Wie das radikale Ich unsere Demokratie bedroht. Dietz 2021, 208 Seiten, 18 Euro.
Der Schriftsteller und Journalist verortet das Problem im modernen Individualismus der westlichen Kultur, die zu einer Skepsis für alles Gemeinschaftliche und einer übersteigerten Bedeutung des Ichs geführt habe. Das sei letzten Endes auch die Ursache für Populismus und Desintegration. Denn vereinsamte Menschen sind besonders anfällig dafür, sich im Internet in Verschwörungsuniversen zu verlieren und zu radikalisieren.
Daniel Schreiber: Allein. Hanser 2021, 160 Seiten, 20 Euro.
Unter den Bedingungen der Corona-Pandemie hat Daniel Schreiber angefangen, sich mit seinem Leben als alleinlebender schwuler Mann auseinanderzusetzen. Dabei verwebt er seine persönlichen Erlebnisse im ersten Pandemiejahr mit einer Fülle von Verweisen aus der Literatur und Philosophie, die sich dem Thema Einsamkeit und Alleinsein widmen.
Katja Kullmann: Die singuläre Frau. Hanser 2022, 336 Seiten, 24 Euro.
Mit Mitte Vierzig ist Katja Kullmann aufgefallen, dass ihr nun schon seit zehn Jahren andauerndes Single-Dasein wohl keine Übergangsphase ist, sondern ein Dauerzustand. Sie beschließt, diese Lebensform einer „singulären Frau“ zu erforschen. Ohne sich die Dinge schönzureden, lenkt Kullmann den Blick auf die positiven Seiten des Alleinlebens. Ihr Buch ist eine gelungene Mischung aus journalistischer Recherche und Selbstbeobachtung, dazu unterhaltsam geschrieben. Viele Frauen in ihren Fünfzigern werden sich darin wiederfinden, und nicht nur Singles.