Kirchenvorstands-Wahlen: Gesichter der evangelischen Kirche
Am Sonntag, 13. Juni, sind 1,3 Millionen Wahlberechtigte in der EKHN aufgerufen, die Kirchenvorstände für die kommenden sechs Jahre neu zu wählen. Der evangelische Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach, Achim Knecht, berichtete unlängst dem Evangelischen Kirchenparlament von Frankfurt und Offenbach vom Stand der Dinge: In 28 Kirchengemeinden enthält der Wahlvorschlag genau so viele Namen wie Personen zu wählen sind, in weiteren 28 Kirchengemeinden gibt es eine größere Anzahl von Kandidierenden. Zehn Kirchengemeinden führen eine Online-Wahl durch, 14 Kirchengemeinden eine reine Briefwahl. Knecht konstatierte: „In aller Regel sind es wohl, wie in den vergangenen Jahren, mehr Frauen als Männer, die für den Kirchenvorstand kandidieren.“ Hinzu fügte er: „Bei meiner Durchsicht der Gemeindebriefe war ich beeindruckt von der großen Bandbreite der Berufe, die bei der Vorstellung der Kandidierenden angegeben waren.“
Wer gerne Menschen anschaut, aus Lebensdaten Schlüsse zieht, sich auf Kurzportraits einlässt, findet in diesen Wochen einiges an Lektürestoff in den evangelischen Gemeindebriefen im EKHN-Gebiet. Kostenlos werden diese den Mitgliedern von den Austräger*innen im Stadtteil in den Briefkasten geworfen. Zu entdecken gibt es Nachbarinnen, von denen gar nicht bekannt war, dass sie bereit sind, sich kirchlich zu engagieren. Anrainer, die seit einer gefühlten Ewigkeit, bei jedem Gemeindefest zupacken, werden dort vorgestellt – auch über sie gibt es das eine oder andere neue zu erfahren.
Es sind in Frankfurt Menschen darunter, mit einem gewissem Bekanntheitsfaktor, wie die Reederin Marie Nauheimer, 40, die sich in der evangelischen Sankt Paulsgemeinde hat aufstellen lassen. Die Geschäftsführerin der Primus-Linie gehört seit 2013 der Gemeinde an. „Ich gehe gerne und oft mit meinen Kindern in die Kirche, die auch hier getauft wurden, um sie an den Glauben heranzuführen.“ Die Themen Familien und die Einbindung der Gemeinde in die Nachbarschaft sind ihr zentrale Anliegen. In Nieder-Erlenbach kandidiert, nicht zum ersten Mal, der Besitzer des Obsthofes am Steinberg, Andreas Schneider. Unter den Apfelbäumen, die Grundlage für manches edle „Stöffsche“ sind, wurden schon eine Reihe an Gottesdiensten gefeiert, erst recht in Pandemiezeiten.
Beim Blättern durch die Gemeindebriefe blicken einem Wissenschaftler, Malermeister, Ingenieurinnen, Rentner, Pensionärinnen, Studierende, Lehrer, Projektmanagerinnen und viele andere Berufsstände entgegen. In der Evangelischen Kirchengemeinde Bornheim bewegt sich die Altersspanne zwischen 28 und 63 Jahren. In der zwischen Kuhwaldsiedlung und Europaviertel angesiedelten Dreifaltigkeitsgemeinde haben sich Leute zwischen 44 und 77 auf die Liste setzen lassen. In der Sankt Nicolai-Gemeinde, Ostend, ist Miriam Mehler, 39, verheiratet, Mutter einer Tochter, die Jüngste aber eine der besonders lange mit der Gemeinde Verbundenen: „Bereits mein ganzes Leben engagiere ich mich in der St. Nicolai-Gemeinde in den verschiedensten Bereichen“. Die Angestellte der Agentur für Arbeit bringt sich gerne bei Projekten ein, schätzt aber auch die Ausschussarbeit – sie zählt auf: Personal, Ökumene, Kinder- und Jugendarbeit sowie Öffentlichkeit.
Oder Auszüge aus der Lydiagemeinde, die in der zu Ende gehenden Wahlperiode aus der evangelischen Kirchengemeinde in Hausen, der Evangelischen Auferstehungs- und der Evangelischen Wicherngemeinde, beide Praunheim, entstanden ist. Michael Dorgarten, 60, Malermeister, schreibt: „Man sagt, KV-Arbeit sei kein Sprint, sondern ein Marathon. Dies habe ich mir zu Herzen genommen und mich nach 41 Jahren im Kirchenvorstand gerne wieder aufstellen lassen.“ Tanja Clauß, 52, Diplom-Ingenieurin, die direkt über ihm abgebildet ist, kandidiert zum ersten Mal. Seit 20 Jahren lebt sie mit Mann und drei Kindern in Praunheim. Übers Gemeindeleben hat die Familie sich im Stadtteil sozialisiert, sie äußert: „Als ein vielseitig interessierter Mensch würde ich die anstehenden Aufgaben gerne auf mich zukommen lassen, um dann meine Kräfte dort wirken zu lassen, wo sie am nötigsten sind.“ In der Familie wurzelt oftmals die Bindung an die Gemeinde, auch die 16 Jahre alte Schülerin, die in der Lydiagemeinde als Jugendmitglied antritt, kennt das Gemeindeleben von Kindesbeinen an.
Nähere Informationen zu den Kandidierenden und den Wahlmöglichkeiten sind auch über die Links in unserer Gemeindesuchmaschine auf den Websites der Gemeinden zu finden. Über das Wahlverfahren informiert die Internetseite der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau www.ekhn.de
Auf ganz unterschiedliche Weise werden in den Gemeinden Möglichkeiten angeboten, die Kandidatinnen und Kandidaten persönlich kennenzulernen. Die Evangelische Sankt Nicolai-Gemeinde beispielsweise gibt interessierten Gemeindemitgliedern Gelegenheit am Dienstag, 25. Mai, 19 Uhr, die Personen, die am 13. Juni antreten, im Rahmen einer Videokonferenz zu erleben, Anmeldungen erfolgen über die E-Mail-Adresse kv-wahl@st-nicolai-gemeinde.de. Am Sonntag, 30. Mai, 10 Uhr, soll ein persönliches Kennenlernen in der Neuen St. Nicolai-Kirche ermöglicht werden.